Etappe
Die Ausgangsstation
Die Station befand sich auf dem 102 m hohen Kapaunenberg und war von 1832 bis 1849 in Betrieb. In unmittelbarer Nähe des historischen Standortes, dem dortigen geodätischen Punkt, wurde 2014 ein netter Aussichtspavillon errichtet. Zwei Schautafeln im Pavillon und eine Stationstafel davor informieren zur Geschichte der Optischen Telegraphie.
An der südlichen Waldkante, etwa 30 m vom Pavillon entfernt, lädt ein Aussichtspunkt mit einer Bank zum Verweilen ein. Man kann eine herrliche Fernsicht auf Magdeburg und Umgebung, sowie bei guter Sicht auch auf den ca. 90 km entfernten Brocken genießen. Von den Nachbarstationen ist allerdings nur die Station 14, die Magdeburger Johanniskirche, in ca. 16 km Entfernung zu sehen. Die Stationen 11 (ohnehin in entgegengesetzter Richtung) und 13 sind durch Baumbewuchs verdeckt. Bereits zu Betriebszeiten musste zwischen Gerwisch und Biederitz ständig eine Sichtachse freigehalten werden.
Strecke
Auf diesem Abschnitt wird fast ausschließlich auf fester Oberfläche gefahren. Zunächst auf der asphaltierten Kreisstraße K1214 vom Kapaunenberg hinunter nach Pietzpuhl und dann dort rechts abbiegend über das Vorwerk Ottohof nach Möser. Leicht hügelig geht es weiter nach Lostau und von dort über den Alten Bahndamm nach Biederitz.
Höhenprofil
Interessantes am Wegesrand
Durch Pietzpuhl verlief die alte Preußische Heeresstraße, die von Berlin über Potsdam, Ziesar und Körbelitz nach Magdeburg führte. In der Nähe des Reiterhofs Gotzel ist noch ein Stück der historischen Pflasterung erhalten.
Der Alte Fritz kam alljährlich im Mai über diese Straße, um bei den Körbelitzer Revuen seine Truppen zu inspizieren. Eine Schautafel am Schanzenberg und die Nachbildung des früheren Denkmals am Schanzenberg (mit Schautafel) in Körbelitz erinnern an diese Ereignisse. Der Radweg folgt hinter Pietzpuhl, bis zu der Stelle, an der der befestigte Weg nach Möser abbiegt, dieser Heerstraße.
In dem sich jetzt im Privatbesitz befindlichen Schloss Pietzpuhl, dessen Park öffentlich zugänglich ist, residierte dann der königliche Hof. Das Kavaliershaus Pietzpuhl, das restauriert ist und in dem sich jetzt eine Gaststätte befindet, beherbergte damals die Beamten, Angestellten und die Gäste des Hofstaates.
Das Rittergut Pietzpuhl war auch die Wirkungsstätte des Pioniers der Landwirtschaftswissenschaften Carl von Wulffen, der auf den vorhandenen Sandböden erfolgreich Lupinen und Mergelung einführte.
Möser wurde zwischen 1915 und 1935 als Gartenstadt angelegt und ist heute Sitz der gleichnamigen Einheitsgemeinde mit den Ortschaften Hohenwarthe, Körbelitz, Lostau, Möser, Pietzpuhl und Schermen. In dem bereits um 1830 an der Mösershöhe errichteten Gebäude, befand sich schon zur damaligen Zeit eine Chaussee-Einnahme, also eine Mautstelle.
Zwischen Möser und Lostau befanden sich früher Rieselfelder, in denen die Magdeburger Abwässer verrieselt und dabei durch Versickern filtriert wurden. Auf diesen Feldern wurde dann hauptsächlich Kohl angebaut. Südöstlich des Weges, hinter dem Waldstück, sind noch die halbhohen Wälle zu erkennen.
Durch Lostau hindurch wird der alte Eisenbahndamm der Berlin-Potsam-Magdeburger-Eisenbahn (BPME) erreicht, die 1844 eröffnet wurde und damals von Burg über Niegripp, Hohenwarthe und Lostau nach Gerwisch auf dem Elbdeich verlief. Der Radweg folgt dessen Verlauf bis hinter Gerwisch.
Auf dieser Strecke verkehrten zwischen Berlin und Köln über Magdeburg bereits 1855 Züge, die erstmals auch Schlafwagen mitführten. Wegen mehrfacher Überschwemmungen und zur Verkürzung der Strecke wurde dann Anfang der 1870er Jahre die Strecke auf den heutigen Verlauf von Burg über Möser geändert.
Am Alten Bahndamm in Lostau steht die 2014 eingeweihte hölzerne Schutzfigur Elbania, die Lostau vor Hochwassern, wie denen von 2002 und 2013 schützen soll. Aus Dankesgeste für die große Unterstützung beim Kampf gegen das 2013er Hochwasser wurde auch eine Dankestafel angebracht..
Ca. 3,5 km nordwestlich von hier befindet sich bei Hohenwarthe das im Rahmen des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 17 gebaute und 2003 in Betrieb genommene Wasserstraßenkreuz mit seinem bekanntesten Bauwerk, der Trogbrücke. Sie ist mit 915 m die längste Kanalbrücke Europas und dient der Überführung des Mittellandkanals bzw. der Elbe-Havel-Wasserstraße über die Elbe.
Unmittelbar vor Gerwisch befand sich früher eines der Pulverdepots der preußischen Festung Magdeburg, das damals auch einen Gleisanschluss hatte. Heute erinnert daran noch die Gaststätte „Alte Wache“. Das umzäunte Gelände, das vorher passiert wurde, war später als Heeresmunitionsanstalt und als Kampfmittellager genutzt.
In Gerwisch erinnert das Eisenbahndenkmal, einem Ensemble aus mechanischem Formsignal und Kö-Lok, an die hiesige Geschichte der Eisenbahn und der Baustoffindustrie. Im Ort befindet sich eine sehenswerte klassizistische evangelische Kirche von 1840, die auf Baupläne von Schinkel zurückgeht. Über das kleine Gewässer, das den Namen Potztrine trägt, hinweg und danach weiter an seiner südwestlichen Flanke gelangt man an den neu errichteten Biederitzer Deich. Ein kurzer Abstecher von hier in westliche Richtung führt an die Hohe Brücke, eine historische Querung über die Ehle. Sie ist heute lediglich noch eine kleine stählerne Fußgängerbrücke. An dieser Stelle führte ehemals die bereits in der Gegend von Pietzpuhl erwähnte alte preußische Heeresstraße über das Gewässer hinweg. Neben der jetzigen Brücke sind im Fluss noch hölzerne Pfostenstümpfe zu erkennen. Die hydrologische Situation war in der Vergangenheit hier sicherlich eine andere.
Am Ortseingang von Biederitz, nahe der Gaststätte "Alte Rennbahn“, die an die ehemals hier befindliche, in den 1960er Jahren noch erkennbare, Radrennbahn aus Beton erinnert, weist ein sehenswertes Schild auf die Bemühungen des 1899 gegründeten "Magdeburger Vereins für Radfahrwege" hin. Magdeburg und seine Umgebung entwickelte sich damals zur einzigen deutschen Stadt mit einem ausgebauten Netz von Radwegen. Diese Wege wurden auf eigenen Karten publiziert und durften nur von Vereinsmitgliedern befahren werden.
Biederitz liegt am Umflutkanal, der im Fall eines Hochwassers ein Drittel der Wassermenge der Elbe um Magdeburg herum leitet. Er beginnt in Pretzien am dortigen Pretziener Wehr, das von 1871 bis 1875 errichtet wurde, und mündet bei Lostau wieder in die Elbe. Die damit zusammenhängende Lostauer "Alte Elbe“, ein alter Elbmäander, wurde 2012/13 renaturiert und wird seitdem wieder vom Wasser der Ehle durchflossen.
Besonderheiten
Bei Hochwasser der Elbe, kann es u.U. zwischen Lostau und Biederitz zu Sperrungen kommen. Falls örtliche Umleitungen nicht ausgewiesen sind, würden sich anbieten:
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von Möser entlang der Bundesstraße B1, an der es einen straßenbegleitenden Radweg gibt
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ab Lostau die Landstraße L52 bis zum Abzweig nach Gerwisch (ca. 2 km ohne Radweg)
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hinter der Potztrine in Gerwisch parallel zur Eisenbahn weiter und über den Tannenweg dann nach Biederitz hinein
Wie dann letztendlich gefahren wird, muss von der jeweiligen Situation abhängig entschieden werden.
Bilder